Vorher-Nachher

Den Garten leben lassen

Familiengärten, Kleine Gärten

Aus einem bestehenden Garten in Winterthur entstand mit zurückhaltenden Eingriffen ein neuer Ort, der den Geist des Vergangenen miteinbezieht. Kernstück ist die grosszügige Terrasse direkt vor dem Wohnzimmer, die von Wildsträuchern und Rosen gesäumt ist.

Auf dem Holzdeck stehen bunte Gartenmöbel. Ein Sonnensegel sorgt für Schatten und Geborgenheit. Hier trifft sich Familie Raske Largiadèr gerne zum Essen, Plaudern und Geniessen. Der Outdoor-Ofen ist eingeheizt, der Flammkuchen, eine Spezialität von Martin Raske, duftet verführerisch. Im Winterthurer Quartier reiht sich Garten an Garten. «Die vielen Grünflächen sind Zeugen des Gartenstadt-Konzepts, das hier eine lange Tradition hat», erzählt Ursina Largiadèr, die Historikerin ist. 2003 ist sie mit ihrem Ehemann in ihr Elternhaus gezogen, einige Jahre später kamen die beiden Kinder auf die Welt. Seit jeher pflegt Ursina einen engen Bezug zum Garten. «Mein Vater war ein grosser Rosenfan und hat mir viel Gartenwissen mitgegeben. Ich erinnere mich gut, wie wir früher gemeinsam die Rosen geschnitten haben.»

 

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Neues wagen
Vor fünf Jahren reifte der Entschluss, den Garten umzugestalten. Ursina und Martin hatten verschiedene Referenzen von Winkler Richard Naturgärten angeschaut, der Stil entsprach ihnen. Sie wollten den gesamten rund 500 m2 grossen Garten neu strukturieren, mehr Privatsphäre schaffen und die ostseitige Böschung, die sich verwildert präsentierte, umgestalten. Auch der Vorgarten sollte ein neues Gesicht erhalten. Dort steht heute ein schlichter Veloschopf aus Holz, davor eine Hochstamm-Felsenbirne als Hausbaum. Über eine Treppe seitlich des Wohnhauses erreicht man den Hauptteil des Gartens, der auf einer höheren Ebene liegt. Die Böschung entlang der östlichen Grenze ist einer Trockenmauer aus Recyclingsteinen gewichen. Auf der Mauerkrone bildet ein filigraner Holzzaun einen klaren räumlichen Abschluss. Er ist umspielt von Rosen und Wildstauden, Himbeeren, Johannisbeeren und Rhabarber. Eine weitere Pflanzfläche mit Pfaffenhütchen, Holunder, Storchschnabel und Taglilien schliesst den Garten auf der gegenüberliegenden Seite ab. Die von einer Metallpergola überdeckte Terrasse liegt direkt vor der Fensterfront des Wohnzimmers. Sie ist deutlich grösser als früher und nimmt die ganze Länge des Hauses ein. Daran schliessen eine Rasenfläche und ein Kiesplatz an, der von der nachbarlichen Blutbuche lauschig beschattet ist.

Rosen spielen auch nach der Umgestaltung eine wichtige Rolle. Sie kleiden den Gartenzaun ein, klettern die Pergola hoch und zieren das Beet neben der Eingangstüre. In der westlichen Ecke des Grundstücks versteckt sich ein verwunschenes, komplett mit Efeu und Wildem Wein bewachsenes Gartenhäuschen aus den 1950er Jahren. Der Geist des Vergangenen ist harmonischer Teil des Neuen. «Für mich war es ein Prozess, mich vom alten Garten zu lösen», erzählt Ursina. «Es war mir wichtig, dass seine Geschichte präsent bleibt, der Ort sich aber stets weiterentwickeln kann. Wir wollen unseren Garten leben lassen.»

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